Wer kann von sich behaupten, eine Schachweltmeisterschaft gespielt zu haben?
Emil Schuricht kann es nun von sich behaupten.
In den letzten zwei Wochen trat er gegen die besten Schachspieler der Welt in der U14 an. In Montesilvano in Italien spielten insgesamt 766 Spieler in den Alterklassen der U14 bis U18.
In der U14 starteten 178 Spieler. Emil ging mit einer Elo von 1998 mit Setzlistenplatz 67. ins Turnier.
Ziel für die Weltmeisterschaft war ein gutes Turnier zu spielen und die Erfahrung zu genießen! So konnte er gelassen aufspielen.
Mit dem Startrang 67 war Emil in der 1. Runde der Favorit am Brett. Ein Sieg folgte und brachte einen guten Start.
In der 2. Runde traf er auf den ersten Russen, die bekanntlich hervorragende Schachspieler sind. Lange konnte Emil gegen den nominell stärkeren Spieler mithalten. Nachdem er sich einen kleinen Vorteil erarbeitete, führte ein Rechenfehler dann doch zum Sieg des Gegners.
In der 3. Runde war Emil wieder der nominell stärkere Spieler. Bei Jugendmeisterschaften sagen die Zahlen oft nicht viel aus. Bei einer Weltmeisterschaft erst recht nicht. Das konnte Emil im Verlauf des Turniers noch beweisen. In der Partie gegen den turkmenischen Meister ging es nicht über ein Remis hinaus.
1 ½ aus 3 war ein akzeptabler Start.
Emils nächster Gegner in Runde 4 war der russische Fide Meister Nikolay Averin. Am Ende der Partie musste man gestehen, der bessere Spieler war nicht Emil. Er hatte realistisch keine Chance am Punkt zu schnuppern.
In der Runde 5 spielte Emil gegen ein italienisches Talent. Dieser ging als eigentlicher U12 Spieler in der U14 an den Start. In dieser Partie konnte Emil einen Bauern opfern, um seine Läufer zu aktivieren und das Spiel zu gewinnen.
2 ½ Punkte aus 5 Partien waren für das Turnier in Ordnung, aber ausbaufähig.
Es folgte in Runde 6 der nominell stärkste Gegner. Der Spanier trumpfte mit 2383 Elo auf und zählte so offiziell zu den stärksten Spielern im Turnier. Für den Fide-Meister lief das Turnier nicht wirklich nach Plan. Nach einem guten Start von Emil in die Partie, schenkte der Gegner einen Bauern her. Auch der Versuch, über eine taktische Verwicklung die Partie zu drehen, ging schief. Sieg Emil Schuricht!
In der 7. Runde saß Emil einem Engländer am Brett gegenüber. Emil stand zwar immer leicht besser, konnten den Vorteil aber nicht in einen Sieg ummünzen. Das Remis war letztendlich gerechtfertigt.
Zur 8. Runde traf Emil auf ein bekanntes Gesicht. Hussain Besou gilt als das aktuell größte Talent unserer Region. Als Fide-Meister und jüngster Nationalspieler aller Zeiten ist Hussain in Deutschland unter den Schachspielern ein bekannter Name. Wie bei der deutschen U14 Meisterschaft im Juni endete auch hier die Partie mit einem Remis. Mit Schwarz hatte Emil zwar keine Chance zwischenzeitlich auf Gewinn zu spielen. Aber diese Chance fehlte Hussain in der Partie aber auch.
In der 9. Runde verbrauchte der Fide-Meister aus Frankreich eine Menge Zeit um seine Ungenauigkeit in der Eröffnung wieder auszugleichen. Das Remis stand schon auf dem Brett, da Emil einer Zugwiederholung schlecht hätte ausweichen können. Der französische Gegner lehnt das Remis ab und stellt zwei Züge später die Partie ein. Emil gewann durch einen wunderschönen Damenzug!
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Nun hatte Emil einen Lauf. Auch die 10. Runde gewann er. Es ging gegen einen gefühlten Nachbarn aus den Niederlanden. Auch hier war Emil der nominell schwächere Spieler. 150 Elo-Punkte Unterschied waren vorhanden. Ebenso sollten die schwarzen Figuren auch kein theoretischer Vorteil für Emil sein. In unseren Köpfen war dies aber nicht wirklich verbucht. Emil hatte im Turnierverlauf gezeigt, dass er gegen Stärkere mithalten und auch gewinnen kann. Somit stand der Sieg im Kopf zu 74% fest, zu 20% war ein Remis akzeptabel und an die restlichen Prozente haben wir nicht geglaubt. Positiv denken war die Vorgabe. Das Resultat daraus war eine perfekte Partie! Ein positioneller Fehler des Gegners entschied die Partie. Emil spielte mit unglaublicher Präzision und fand fast immer den bestmöglichen Zug.
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Die letzte 11. Runde war zu früh. Im Vergleich zu allen anderen Runden startete die Runde um 9:30 Uhr statt um 15 Uhr. Trotz ausreichendem Schlaf gelang es Emil nicht die Qualität der vergangenen Tage aufs Brett zu bringen. Der FM aus Singapur musste aber bis zur Zeitnotphase leiden. Erst dort spielte Emil den entscheidenden Fehler.
Das Fazit für die 1. Weltmeisterschaft von Emil Schuricht ist durchgehend positiv.
• Eine WM überhaupt spielen und diese Erfahrung machen zu können ist ein +
•Mit einem beeindruckenden Elo-Plus wieder nach Hause zu fahren ++
• Mit Platz 42 zu den offiziell besten 50 Spielern der Welt in seiner Altersklasse zu gehören +++
Alle Turnierdetails sind bei Chess-Results zu finden: Ergebnisse Emil Schuricht HIER KLICKEN